THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI – FILMKRITIK

Ein Drama über Vergewaltigung, Mord, Krebsleiden, Rassismus und Trauerbewältigung mit einer schwarz-vulgären Komödie zu verbinden, benötigt ein feines Fingerspitzengefühl, über welches Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ dieses Mal nicht verfügt.

 

Ebbing ist ein fiktives Hinterwäldler-Städtchen im mittleren Westen und fast schon selbst so outside, wie die jahrzehntelang ungenutzten Werbetafeln an einer kaum befahrenen Straße vor der Stadt. Genau dort wurden die Überreste der vergewaltigten, ermordeten und schließlich verbrannten Tochter von Mildred Hayes (Francis McDormand) gefunden. Sieben Monate später ist ein Verdächtiger immer noch nicht gefunden, und die Polizei scheint lieber Afroamerikaner zu diskriminieren, als einen Mörder zu suchen. Um die verschlafene Kleinstadt aufzuwecken, hat Hayes die drei großen Werbetafeln gemietet, um sich direkt an Polizeichef William Willoughby (Woody Harrelson) zu richten.

 

 

Der irische Regisseur Martin McDonagh, der sich bereits im Genre der tiefschwarzen Komödie mit „Brügge sehen . . . und sterben“ und „7 Psychos“ bewährt hat, lässt in diesem Film eine ganze Reihe schwieriger und ernster Themen auffahren, die weder komisch, noch skurril, noch zu ironisieren sind. Eigentlich. Denn Three Billboards versucht mit aufflammender Komik den Merkmalen eines tieftraurigen Dramas zu entfliehen. So lebt dieser Film geradezu von seinen völlig übertriebenen Figuren, die in einer Stadt leben, in der ein Konflikt nach dem anderen heraufbeschworen wird. Oftmals entsteht der Eindruck, dass man gar nicht weiß, was eigentlich schiefläuft.

Dabei dienen viele interessante Figuren von Anfang an nur als Plotvehikel, die spurlos verschwinden, sobald ihre Aufgabe innerhalb der Handlung abgeschlossen ist. Besonders dramatisch wirkt sich dieser schlappe Umgang mit Charakteren in dem unglaubwürdigen Aufstieg des verkommenden Officers Dixon (Sam Rockwell) aus, dessen Wandel dank eines ungesühnt bleibenden Akts der Selbstjustiz und seinem Rassismus schlicht unverdient wirkt.

Wenngleich sich Martin McDonagh mit dem Filmende einem finalen Urteil entzieht, kann sein Film in puncto Facettenreichtum nicht standhalten. Da können Francis McDormand, Sam Rockwell und Woody Harrelson noch so beeindruckend ihre Präsenz vor der Kamera unter Beweis stellen, gegen das verunglückte Drehbuch können sie nicht anspielen. Am Ende bleibt ein Film, der viel will, interessante Themen anreißt, von Rassismus über Selbstjustiz bis Machtmissbrauch, sich aber nie traut tief in diese Themen einzutauchen, sondern viel zu sehr mit dem schwarzhumorigen Potenzial seiner Story beschäftigt ist.